Spinoff Castiel S4E1 Lazarus rising – deutsch

Spinoff: Castiel

SPN FanFic about #destiel

S4E1 „Lazarus rising“

Die Serie aus Sicht des Engels Castiel

Autor: Agnes Wolf (@ anjote)

Misha Collins als Castiel

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Castiel saß in der Schmiede und beobachtete Eloy beim Schmieden eines Schwertes. Er sah zu, wie der Schmied das Feuer anfachte, das Metall erhitzte, das Eisen schlug und formte, die Form im Wasserbad abkühlte und wieder im Schmiedefeuer erhitzte. Eloy war ein Künstler und der Beste auf seinem Gebiet, war er doch schon seit Anbeginn der Zeit der Schmied der Erzengel.

J.R. Bourne als Eloy

Kein Schwert glich dem anderen. Jeder Krieger hatte sein eigenes Schwert erhalten. Die sieben Anführer, zu denen auch Castiel zählte, erhielten darüber hinaus noch einen besonderen Dolch. Dieser zeichnete ihn als Kommandeur einer Division aus. Castiel war stolz auf seine militärischen Erfolge, auch wenn dies im letzten Krieg gegen Luzifer hieß, dass Engel gegen Engel kämpften.

Mark Pellegrino als Lucifer

Diese Schlacht schien Äonen zurückzuliegen und Castiel langweilte sich die meiste Zeit. Seit dem Sieg über Luzifer und seine Legionen war Castiel nicht mehr in den Krieg gezogen. Bis auf ein paar kleinere Aufträge zwischen den Jahrhunderten, hatte er den Himmel nicht mehr verlassen. Er verbrachte die Tage mit Kampftraining, dem Studium der alten Schriften über die Schöpfung und langen Spaziergängen durch die ewigen Hallen des Ruhmes. In den Nächten schaute er Eloy gerne bei seinen kunstvollen Schmiedearbeiten zu.

Engel schliefen üblicherweise nicht. Castiel hatte eine Menge Zeit zu überbrücken. Auch wenn die Zeit im Himmel nicht linear verlief sondern in alle Richtungen floss, so verging sie doch und musste mit mehr oder weniger sinnvollen Tätigkeiten gefüllt werden. Castiel starrte gedankenverloren in die Flammen des Schmiedefeuers.

„Eine Feder für deine Gedanken, Bruder!“ Eine dunkle Gestalt ragte hinter Castiel auf. „Michael! Was verschafft mir die Ehre?“ Castiel begrüßte seinen alten Kampfgefährten mit einem knappen Kopfnicken. Er machte sich nicht die Mühe aufzustehen, auch wenn ein Erzengel und Heerführer vor ihm stand.

Paul Bettany als Erzengel Michael

„Du bist träge geworden, Castiel. Es ist Zeit für eine neue Aufgabe!“ Michael setzte sich ihm gegenüber, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Ziehen wir wieder in die Schlacht, mein Fürst?“ Castiel hob seinen Blick. Er hatte bereits mehrfach angefragt, ob er nicht einem Krieger auf der Erde zugewiesen werden könnte.

„Ich würde es eher ein Scharmützel nennen. Seit Vater seine geliebte Schöpfung sich selbst überlassen hat, haben sich die Menschen sehr verändert. Sie kämpfen nicht mehr in großen Verbänden, sondern sehr viel häufiger allein. Weil sie das Gute vom Bösen unterscheiden können, Licht vom Dunkel trennen können, sind sie in der Lage, das Böse fast allein zu bekämpfen.“ Michael seufzte.

„Worauf willst du hinaus? Wird das ein Loblied auf die Schöpfung deines Vaters oder hast du eine Aufgabe für mich?“ Castiel stöhnte, Michael musste immer theatralische Reden halten, bevor er auf den eigentlichen Punkt zu sprechen kam.

„Er ist auch dein Vater! Also hüte deine Zunge! Du kennst die Prophezeiungen?!“ stellte Michael mehr fest als das er fragte. „Selbstverständlich. Ich kenne jedes Wort, das Vater den Menschen gegeben hat.“ antwortete Castiel bestimmt.

Michael rollte mit den Augen. „Das war eine rhetorische Frage. Ich weiß, dass du die Schriften der Schöpfung täglich studierst. Und Vater hat uns allen das Wort gegeben!“ Castiel wurde ungeduldig. „Ja. Komm auf den Punkt, großer Krieger. Sonst ist die Schlacht gefochten, bevor du das letzte Wort gesprochen hast!“

Michael lachte laut auf. „Na dein Humor ist jedenfalls nicht deiner Trägheit zum Opfer gefallen!“ Er seufzte affektiert. „Also gut. Es brechen stürmische Zeiten an, Castiel! Um nicht zu sagen, wir steuern auf die Apokalypse zu. Das erste Siegel wurde gebrochen!“

Castiel sog scharf die Luft ein. „Ein neuer Krieg steht bevor, wenn wir das nicht abwenden! Was muss ich tun?“ Er erhob sich aus seinem Sessel und begann auf und ab zu laufen. „Zunächst musst du eine Seele, die Seele, aus der Hölle befreien.“ Michael blieb vage.

„Wenn ein gerechter Mann in der Hölle Blut vergießt…“ sinnierte Castiel. „Denn nur der Gerechte, der das Siegel brach, kann beenden, was er begann…“ hauchte er. Castiel zitierte aus den Prophezeiungen. Michael lächelte. „Korinther 17, Höllenbibel, der Aufstieg Mammons.“ Castiel schüttelte den Kopf. „Offenbarung des Johannes, Kapitel 23, der Aufstieg des Lazarus!“

„Also gut. Wir reden hier über einen Dämonenjäger mit Familientradition. Die Familie heißt Winchester. Als der älteste Sohn im Sterben lag, hat der Vater seine Seele an keinen Geringeren als Azazel verkauft, um ihn zu retten.“ begann Michael.

Fredric Lehne als Azazel

Castiel nickte. „Ein alter Bekannter! Also gut, geben wir der Familie ihren Vater zurück!“ Michael schüttelte den Kopf. „Warte. Es geht noch weiter. John Winchester schmort in der Hölle, damit sein Sohn leben kann. Als der jüngere Sohn starb, verkaufte der ältere Sohn, ebendieser, seinerseits seine Seele an den König der Kreuzwege, um den kleinen Bruder zu retten. Den Vertrag hält aber jetzt Lilith.“ Castiel neigte seinen Kopf zur Seite. „Also hole ich den älteren Sohn?“

Katherine Boecher als Lilith

Diesmal nickte Michael. „Richtig. Dean Winchester. Und du wirst ihn anschließend nicht aus den Augen lassen, bis er es beendet hat.“ ermahnte ihn Michael. „Oh nein. Das kannst du vergessen! Ich soll Babysitter spielen?“ protestierte Castiel.

Michael zuckte mit den Schultern. „Das sind die Anweisungen! Außerdem hattest du darum gebeten, einem Krieger zugewiesen zu werden. Die Kriege auf der Erde werden jetzt asymmetrisch ausgefochten. Das heißt, jeder Dämonenjäger ist ein Krieger! Der Name ist Dean Winchester. Vergiss das nicht. Du machst dich lieber gleich auf den Weg!“

Jensen Ackles als Dean Winchester

Mit diesen Worten verließ Michael die Schmiede. Castiel seufzte und schüttelte den Kopf. Er beobachtete die Menschen schon eine ganze Weile, aus der Distanz. Mit Interesse, aber dennoch zurückhaltend. Doch jetzt sollte er sich unter sie begeben und eine Seele aus der Hölle befreien. Er musste sich gut vorbereiten.

Castiel legte seine alte Rüstung an und bewaffnete sich. Es war ein erhebendes Gefühl. Es erinnerte ihn an alte Zeiten. Er hatte einen Trip in die Hölle gebucht und musste für alles gewappnet sein. Für den heißen Keller brauchte er den Ultraschutz. Zum einen musste er unerkannt hinein gelangen und wieder herauskommen. Zum anderen sollten seine Flügel möglichst wenig Schaden nehmen.

-2-

Das unauffällig auf einer kleinen Lichtung in einem dichten Waldgebiet gelegene Grab war relativ einfach zu finden. Doch von hier aus musste er sich auf die Suche nach der Seele machen. Seelen blieben mit ihrem einstigen Körper über einen zarten Lebensfaden verbunden, solange der Körper nicht vollständig verrottet war oder beispielsweise durch Feuer zerstört wurde.

Castiel folgte der schwach schimmernden Spur bis zu den Höllentoren. Er konnte nicht einfach hereinspazieren und mit einer Seele im Gepäck wieder verschwinden. Er musste einen anderen Weg hinein finden. Er prägte sich die Signatur des Lebensfadens ein und suchte einen anderen Einlass.

Castiel kannte das ein oder andere Schlupfloch aus seinen Studien und würde von dort die Spur wieder aufnehmen müssen. Einmal im Inneren angelangt, überkam ihn sofort ein brennendes Gefühl. Seine Flügel waren für die Hitze hier unten einfach nicht gemacht. Die Rüstung bot keinen ausreichenden Schutz, wie er gehofft hatte. Er musste sich jetzt beeilen.

Es war nicht schwer, den schwach leuchtenden Faden wiederzufinden. Auch wenn er hier unten nicht der einzige war, so war er doch individuell. Castiel folgte ihm bis zu einer schweren Eisentür. Er entriegelte das Schloss und öffnete die beiden Flügeltüren schwungvoll.

Der Anblick, der sich ihm bot, war grauenvoll. Er war in der Folterkammer der Hölle gelandet. Neben einer Streckbank stand Alastair, der Großinquisitor der Hölle und blickte von seiner Arbeit auf. „Castiel, mein Bruder, was verschafft mir die Ehre?“ schmeichelte er dem Engel. Castiel schüttelte sich angewidert. Alastairs Stimme klang für ihn wie ein kreischendes Kratzen hinter Augenlidern.

Mark Rolston als Alastair

Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und entdeckte die Seele, die er suchte. Er zeigte darauf. „Dean Winchester muss zurückkehren. Seine Arbeit ist noch nicht getan.“ Alastair lachte genüsslich. „Warum sollte ich dir meinen besten Folterknecht überlassen?“ Castiel zuckte mit den Schultern. „Weil es so geschrieben steht. Selbst du kannst dich nicht gegen das Schicksal stellen.“

Castiel war von mehreren Dämonen umringt. Der Platz hier unten war begrenzt, weshalb er sein Schwert in der Folterkammer nicht gebrauchen konnte. Er zog seinen Dolch und ging in Verteidigungsposition. Dann geschahen zwei Dinge auf ein Mal. Alastair stürzte, von Deans Faust an der Schläfe getroffen, zu Boden und Dean sprang auf Castiel zu. Beide standen jetzt Rücken an Rücken und verteidigten sich gegen die Dämonen. Während sich Dean mit einem von Alastairs Messern verteidigte, zog Castiel ihn immer weiter in Richtung Ausgang.

Als beide den langen Gang erreichten, wuchteten sie die schweren Eisentüren zu und verriegelten die Tür von außen. Das sollte ihnen erst mal einen Vorsprung verschaffen. Castiel zog Dean hinter sich her und drängte zur Eile. In dem Moment, in dem er den kleinen Spalt erreichte, durch den er hereingekommen war und die Hölle mit Dean im Schlepptau verließ, hielt er nur noch die Seele in den Händen.

Castiel hatte noch nie so etwas Schönes gesehen. Ein strahlendes Licht, das gold und grün schimmerte und schwach rötlich pulsierte. Die Seele war nicht rein, aber ehrenhaft. Sie war nicht unschuldig, aber gerecht. Sie war einige Male verletzt worden und dennoch hatte sie nichts von ihrer Strahlkraft verloren. Diese Individualität machte sie für Castiel so schön.

Er schimpfte vor sich hin. „Nichts wie raus hier!“ Seine Flügel schmerzten und die Rüstung fühlte sich wie eine Ein-Mann-Sauna an. Die Seele musste so schnell wie möglich in ihren Körper zurück. Die sterblichen Überreste, die Castiel erst rekonstruieren musste, lagen in dem kleinen Grab auf der Lichtung.

Das Licht in seinen Händen pulsierte, es schmiegte sich in seine Hände. Als er das Grab erreichte, intensivierte sich das Pulsieren. Castiel wurde augenblicklich von Licht und Wärme durchflutet. Die Gefühle der Seele überschwemmten ihn und brannten sich in sein Gedächtnis ein. ‚Gefühle…‘ Er würde später darüber nachdenken. Er musste jetzt schnell handeln, um Seele und Körper wieder zu vereinen. Es kostete Zeit und Kraft.

Er musste den Körper vollständig wiederherstellen, der seit vier Monaten in dem Grab lag und von den Höllenhunden regelrecht zerfleischt worden war. Nur so konnte Castiel verhindern, dass die Seele von ihm selbst absorbiert wurde. Engel besaßen keine eigene Seele, da Gott sie aus Licht geschaffen hatte. So war es möglich, dass eine menschliche Seele den Engel als leeren Körper wahrnahm.

Castiel vereinte Seele und Körper; er brachte das Licht zurück in die Welt. Ihm wurde zum ersten Mal bewusst, welche Bedeutung dieses Bildnis eigentlich hatte.

Durch den Kraftakt der Vereinigung und den Betrug am Tod, brannte sich ein Teil der himmlischen Kraft auf dem schwachen menschlichen Körper ein. Er hinterließ unbeabsichtigt einen vernarbten Handabdruck auf dem linken Oberarm.

Die Seele hatte bei Castiel ebenfalls einen prägenden Eindruck hinterlassen. Der Name ‚Dean Winchester‘ war jetzt in seine Federn eingebrannt. Er war von nun an verantwortlich für den Menschen. Der himmlische Krieger Castiel hatte einen menschlichen Krieger an seiner Seite. Sie würden als Gottes Soldaten gemeinsam gegen Lilith kämpfen.

Castiel holte den Menschen zurück ins Leben und weckte ihn. Jetzt musste er warten. Den Weg an die Oberfläche musste sich der Dämonenjäger selbst hart erkämpfen.

Castiel war erschöpft und setzte sich auf einen umgestürzten Baum. Er begann, Teile seiner Rüstung abzulegen. Es war nicht davon auszugehen, dass er sie jetzt noch brauchte.

Er breitete seine Flügel aus, streckte sie und schlug sie ein paar Mal. Mit einem Fingerschnipp trug Castiel wieder seinen Anzug, den er üblicherweise weiß färbte. Hier unten auf der Erde entschied er sich jedoch für dunkelblau.

Die abgelegte Rüstung samt Schwert und Gurt ließ er verschwinden. Er behielt nur die Engelsklinge, den Divisionen-Dolch, bei sich. Und er wartete auf Dean.

-3-

18.09.2008 Pontiac, Illinois

Nach scheinbar endlosen Sekunden endlich ein Lebenszeichen. Als erstes sah Castiel eine Hand, dann zwei, dann folgte der Kopf. Der Jäger hatte sich aus seinem Grab ins Leben und in die Freiheit gegraben. Ein erster kräftiger, rettender Atemzug hallte kraftvoll über die Lichtung. Castiel nickte zufrieden. Er betrachtete den Menschen. Er wusste nicht warum, aber für ihn war Dean Winchester eines der schönsten Geschöpfe seines Vaters. Er beobachtete den Dämonenjäger einen Moment. Er war von sportlicher, muskulöser Statur, hatte dunkelblondes, kurzes Haar und leuchtende grüne Augen mit kleinen goldenen Sprenkeln in der Mitte zur Iris hin. Etwas regte sich in Castiel. Seine Federn zitterten, so als würden sie sich erinnern. An einen Blick, eine Berührung…

Der Jäger blickte sich ungläubig um. Rund um sein Grab herrschte Verwüstung. In einem riesigen Umkreis stand kein Baum mehr. Sie waren kreisförmig und entwurzelt zu Fall gekommen. „What the hell?“ „Nope. Andere Richtung“ antwortete Castiel prompt. Doch der Jäger konnte ihn nicht hören.

Dean spürte einen Windhauch und sah sich noch einmal um. Als er nichts entdecken konnte, schüttelte er den Kopf und machte sich auf den Weg in die Zivilisation. Er lief eine gefühlte Ewigkeit unter der heißen Mittagssonne auf dem kochenden Asphalt. Castiel folgte ihm. Sie gelangten an eine Tankstelle, deren Shop geschlossen war.

Dean wickelte sein Hemd um seine Faust und schlug die Scheibe in der Tür ein. So verschaffte er sich Zugang und sah sich um. Als erstes nahm er eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und leerte sie in einem Zug. Er packte Schokoriegel, ein Pornomagazin, Rindfleisch-ecken und Wasserflaschen in eine Tüte. Dann ging er zur Kasse hinüber und nahm etwas Geld heraus.

Castiel wollte schnellstmöglich mit dem Dämonenjäger reden. Eine erste Kontaktaufnahme bot sich jetzt an. Doch Dean Winchester konnte ihn nicht sehen. Castiel fing an zu sprechen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Erst sprang der kleine Fernseher hinter der Kasse an, dann das Radio auf dem Tresen. Dean wurde skeptisch und begann, Salz an den Fenstern zu verteilen. Er musste sich jedoch die Ohren zuhalten, so sehr schmerzte ihn Castiels Stimme. Fensterscheiben zerbarsten, Glas splitterte, Dean stürzte zu Boden. Castiel gab es auf. Er musste es anders versuchen.

Dean versuchte in einer Telefonzelle, Sam und Bobby zu erreichen. Sams Nummer funktionierte nicht. Bobby glaubte ihm nicht und legte jedes Mal wieder auf. Dean sah sich um und entdeckte ein altes Auto. Er schloss es kurz und fuhr davon. Castiel stand grübelnd in dem Shop und sah dem davonfahrenden Auto hinterher.

Er trat vor die Tankstelle und betete. Es dauerte nicht lange und er nahm hinter sich ein vertrautes Geräusch von schlagenden Flügeln wahr. Er drehte sich um. „Michael! Danke, dass du gekommen bist. Ich brauche deinen Rat.“ Castiel nickte dem Erzengel zu.

„Wie kann ich dir helfen? Läuft es mit dem Winchester-Jungen gut?“ Michael neigte seinen Kopf leicht zur Seite. „Nein, es läuft nicht gut. Ich kann keinen Kontakt zu ihm aufnehmen, ohne das Fenster zerspringen oder er offensichtlich Schmerzen empfindet. Er erträgt meine Stimme nicht.“ berichtete Castiel.

Michael überlegte. „Du wirst ein menschliches Gefäß brauchen. Jemanden, der bereit ist, dich in sich zu tragen und der stark genug dafür ist. Du weißt, dass wir die Zustimmung des Menschen brauchen?!“ Castiel nickte. „Danke.“

Plötzlich spürte er, dass Dean in Gefahr war. „Entschuldige, ich muss weg! Dean…“ Damit war er verschwunden. Michael wartete nicht und kehrte in den Himmel zurück. Er wusste, dass das Problem bei Castiel in guten Händen war. Er würde diese Schlacht für den Himmel schlagen und gewinnen. Wie er es immer tat.

Jim Beaver als Robert „Bobby“ Steven Singer

Dean war zu Bobby gefahren. Castiel beobachtete, wie Bobby versuchte, auf Dean einzustechen. Der war ein guter Kämpfer, stellte er beiläufig fest. Bobby war keine Gefahr für den Jäger. Überraschend hatte Dean ein Silbermesser in der Hand und schnitt sich damit selbst in den Arm. Castiel registrierte gleichzeitig zwei Dinge: Er fand Deans muskulösen Arm ausgesprochen attraktiv und er verspürte einen bisher unbekannten Beschützerinstinkt.

Wo das herkam, wusste Castiel nicht. Waren das Gefühle?

Das Konzept war ihm völlig neu, es irritierte ihn und es lenkte ihn ab. Er wollte die frische Wunde schließen, zumal er nicht begriff, warum Dean sich selbst verletzte.

Er hatte auf die Konversation der beiden Männer nicht geachtet, sonst wüsste er es.

Bobby schüttete Dean, offenbar als letzten Test, Weihwasser ins Gesicht. Dean verdrehte die Augen und spuckte das Wasser aus, das seinen Mund getroffen hatte. Castiel musste bei diesem Anblick herzhaft lachen. ‚Lachen?‘ „Heiliger Vater! Warum lasse ich mich so ablenken?“

Dean erwischte es eiskalt. Eine Windböe schlug ihm in den Rücken und er musste sich schütteln. Was war das denn? Er blickte sich um. Er schaute Bobby fragend an. „Hier zieht es irgendwo. Hast du alle Fenster und Türen geschlossen?“ Bobby zuckte nur mit den Schultern.

Bobby und Dean begannen, nach Sam zu suchen. Bobby hatte nach Deans Beerdigung den Kontakt zu ihm verloren. Da Dean seinen Bruder gut kannte, dauerte die Suche nicht lange. Er ließ über die Telefongesellschaft das GPS von Sams Handy einschalten und konnte so den Standort des Handys ausfindig machen.

Jared Padalecki als Sam Winchester

Dass es einen Bruder gab, gefiel Castiel gar nicht. „Oh, Michael! Du hast vergessen zu erwähnen, dass es sich um Brüder handelt!“ stöhnte Castiel, den Blick gen Himmel gewandt. „Brüder machen immer alles kompliziert! Das beste Beispiel waren Du und Luzifer.“ Er sah Dean und Bobby wegfahren.

Sie suchten Sam in seinem Hotelzimmer auf. Castiel fiel es nicht schwer, den beiden zu folgen. Als sie am Hotel eintrafen, hatte Sam gerade Damenbesuch. Er reagierte ebenfalls ungläubig auf die Rückkehr seines Bruders und attackierte ihn mit einem Messer. Castiel war alarmiert, doch Bobby ging rechtzeitig dazwischen. Dean wollte Sam offenbar nicht verletzen, weshalb er nicht allzu viel Widerstand leistete.

‚Nachdem sowohl John als auch Dean Winchester einen Deal mit einem Dämon eingegangen waren, sollte der Familie doch das Konzept der Rückkehr von den Toten nicht völlig fremd sein!‘ dachte Castiel. Warum nur reagierten sie so skeptisch? Er musste noch viel über die Menschen lernen.

Castiel beobachtete das Rätselraten um die Rückkehr des Jägers. Wenn er Licht ins Dunkel bringen wollte, musste er sich ein Gefäß suchen, sonst konnte er mit den Menschen nicht kommunizieren. Und zumindest mit Dean musste er dringend sprechen!

Die Jungs fuhren zu einer Freundin von Bobby Singer, Pamela Barns, einem Medium. Castiel ahnte nichts Gutes. Die Begrüßung war herzlich. Er wartete ab, was Pamela tun würde.

Traci Dinwiddie als Pamela Barns

Ohne weitere Umschweife legte sie eine schwarze Decke auf den Tisch und stellte Kerzen in dessen Mitte. Alle saßen um den Tisch und hielten sich bei den Händen. Sie führte eine Seance durch und forderte Castiel auf, sich zu zeigen.

„Ich beschwöre dich, erscheine vor diesem Zirkel!“ intonierte Pamela. „Ich beschwöre dich, zeige dich vor diesem Kreis!“ fuhr sie fort. „Ich beschwöre dich, zeig dich mir!“

„Mein Name ist Castiel. Kehr um!“ antwortete dieser. „Zeig dich mir!“ forderte Pamela ihn auf. „Nein. Kehr um!“ flehte Castiel. Er ahnte, sie würde seinen Anblick nicht ertragen.

Pamela sprach weiter und kommandierte ihn in den Kreis der Beschwörung. Castiel konnte es jetzt nicht mehr verhindern. Gegen den Bannspruch war er machtlos. Ein völlig neues Gefühl, wie er lernte.

Pamela schrie schmerzerfüllt auf. Sie hatte seinen Anblick nicht ertragen. Ihre Augen waren völlig ausgebrannt, Blut rann aus den leeren Augenhöhlen. Die Jungs riefen sofort einen Rettungswagen. Bobby begleitete Pamela ins Krankenhaus. Das tat Castiel so sehr leid. Er empfand tiefes Bedauern.

Sam und Dean suchten ein Café auf, um ihr weiteres Vorgehen abzusprechen. Castiel folgte ihnen. Das Café war mit Dämonen gefüllt. Diese versuchten herauszufinden, wer Dean aus der Hölle befreit hatte. Doch auch Dean hatte keine Antwort darauf.

Die Brüder bestellten Kuchen und sahen sich mit dem Dämon Aku konfrontiert. Den Dämonen und den beiden Brüdern wurde relativ schnell klar, dass keiner von ihnen wusste, wer Dean aus der Unterwelt gezogen hatte. Die Brüder verließen unbehelligt das Café, da auch die Dämonen Angst vor demjenigen hatten, der Dean ins Leben zurückholte.

Jen Halley als Kellnerin, Dämon Aku

Der Zwischenfall mit den Dämonen gefiel Castiel gar nicht. Er musste ein Exempel statuieren. Jeder Dämon sollte wissen, wer sich Dean Winchester nähert, ist des Todes.

Castiel betrat das Café über den Hintereingang und lief durch die Küche. Er tötete mit Schnelligkeit, Präzision und ohne Skrupel. Einen Dämon nach dem anderen schickte er in den Tod. Insgesamt vier brachte er zu Fall. Die Kellnerin, Aku, war jedoch zu schnell. Sie entkam. Castiel machte sich allerdings nicht die Mühe, ihr nachzujagen. Er hatte keine Zeit. Er musste mit Dean sprechen.

Bobby war immer noch im Krankenhaus bei Pamela und Sam hatte sich aus dem Hotelzimmer geschlichen. Dean war allein. Eine gute Gelegenheit, mit ihm zu reden.

Er war beim Lesen auf dem Bett eingeschlafen. Castiel betrachtete ihn eine Weile und stellte wiederholt fest, wie schön der Mann doch war. Über die Nase und die Wangenknochen verteilt waren Sommersprossen. Dean hatte einen angespannten Gesichtsausdruck. Er schien schlecht zu träumen.

Castiel versuchte ein weiteres Mal, Kontakt aufzunehmen. Wieder sprangen Fernseher und Radio an, sogar das Licht flackerte. Dean wachte durch das Rauschen der Geräte auf. Der Jäger sah sich um, was ihn geweckt hatte und war sofort alarmiert. Er sprang vom Bett auf und griff zu seiner Schrotflinte.

Als Castiel versuchte, mit ihm zu sprechen, zerbarsten die Fenster; die Spiegel an der Zimmerdecke zersprangen. Dean wurde mit tausenden kleinen Splittern übersät. Aus seinen Ohren lief bereits Blut. Castiel sah keine Möglichkeit, dass der Jäger ihn verstehen würde. Er brach auch diesen Versuch ab.

Dean überredete Bobby, das Ding, das den Jäger aus der Hölle befreit und Pamelas Augen ausgebrannt hatte, zu rufen; und wenn es sein musste, zu töten. Bobby war gar nicht begeistert. Castiel musste jetzt schnell handeln. Er brauchte dringend eine Hülle.

Die beiden Jäger verschanzten sich in einer Scheune und riefen den vermeintlichen Dämon. Die Scheune hatten sie mit allen Symbolen, die sie kannten, bemalt. Bobby hatte jede Religion dieser Erde zu Rate gezogen und sämtliche Schutzsymbole angebracht.

Castiel musste nicht lange nach einer Hülle suchen. Ein sehr gläubiger Mann betete gerade intensiv, wovon Castiel angezogen wurde. Er fragte den Mann, Jimmy Novak, ob er Besitz von seinem Körper ergreifen durfte. Er erklärte ihm, wie das funktionierte und dass es für eine voraussichtlich lange Zeit sein würde.

Misha Collins als Jimmy Novak

Er versprach, dass man sich um Jimmys Familie kümmern würde. Jimmy stimmte zu. Castiel hatte seine Hülle gefunden. Vorsichtig nahm er den Körper in Besitz, ließ sein Licht in den Menschen fließen, teilte seinen Glauben und streichelte seine Seele.

Jetzt konnte Castiel zu Dean gehen und mit ihm sprechen.

Er hoffte, die menschliche Hülle würde dem kosmischen Licht standhalten. Jimmy war sehr gottesfürchtig, sein Glaube war stark. Er war eine gute und kräftige Hülle.

Bobby führte das Ritual zur Anrufung durch. Dann warteten die beiden Jäger. Und warteten, und warteten…

Plötzlich hoben sich die Dachplatten der Scheune, die Glühbirnen zerplatzten. Das Scheunentor flog auf. Castiel betrat die Scheune.

Dean und Bobby richteten Schrotflinten auf ihn. Als er sich näherte, schossen die beiden. ‚Mit Steinsalz!‘ dachte Castiel bei sich. Er näherte sich weiter den beiden Jägern.

„Wer bist du?“ fragte Dean.

„ Ich bin derjenige, der dich fest umklammert und dich aus dem Untergang auferweckt hat!“ antwortete Castiel. Er stand jetzt direkt vor Dean. Der schaute ungläubig. „Ja. Danke dafür.“ Er stieß Castiel das Dämonenmesser mitten ins Herz. Castiel ließ das kalt. Er verzog keine Miene. Er zog das Messer aus dem Körper und ließ es auf den Boden fallen.

Bobby schaute entsetzt und holte mit einem Brecheisen aus. Castiel sah die Bewegung aus dem Augenwinkel und wehrte sie ab. Er hielt das Brechseien nun in der einen Hand und mit der anderen Hand berührte er Bobbys Stirn. Er legte ihm zwei Finger auf und schickte ihn zu Boden, schlafen. Er drehte sich zu Dean um.

„Wir müssen reden, Dean!“ Castiel neigte leicht seinen Kopf. Dean blickte auf Bobby. „Allein!“ sprach Castiel weiter. „Dein Freund ist am Leben.“ Castiel blätterte in einem Buch, das Bobby nach dem Ritual hatte offen liegen lassen, um sich nicht wieder von Deans Anblick ablenken zu lassen.

Dean fragte zum zweiten Mal: „Wer bist du?“ Castiel blickte nicht von dem Buch auf. „CastielDean wurde wütend. „Ja, das dachte ich mir, ich meine, was bist du?“ Castiel blickte vom Buch auf und Dean direkt in die Augen. „Ich bin ein Engel des Herrn!“

„Fahr zur Hölle, verschwinde hier!“ blaffte Dean. „So etwas gibt es nicht!“ „Das ist dein Problem Dean. Du hast keinen Glauben.“ Castiel richtete sich auf. Er spreizte seine eindrucksvollen Flügel, um Dean zu beweisen, dass er die Wahrheit sprach.

Castiel wusste, dass Dean vermutlich nur den Schatten sehen würde, den die Flügel an die Wand warfen. Er würde ihm gerne die ganze Pracht seiner Flügel zeigen, wusste aber nicht, wie. Er wunderte sich, wo dieser Gedanke jetzt wieder herkam.

„Was für ein Engel bist du? Du hast die Augen dieser armen Frau ausgebrannt!“ schimpfte Dean. Castiel blickte zu Boden. Er war betrübt darüber. „Ich wollte, dass sie meine wahre Form nicht ausspioniert. Es kann für Menschen überwältigend sein. Wie auch meine echte Stimme. Aber das wusstest du schon.“

Dean blickte ihn fragend an. „ Du meinst die Tankstelle und das Hotel? Da hast du geredet?“ Castiel nickte. „Buddy, verringere das nächste mal die Lautstärke.“ sagte Dean. Castiel nickte wieder. „Das war mein Fehler. Einige Menschen, spezielle Menschen können mein wahres Aussehen ertragen. Ich dachte, du wärst einer von ihnen. Ich lag falsch.“ Castiel bedauerte das wirklich.

Dean zeigte auf Castiels Körper. „Und welches Gesicht trägst du jetzt? Heiliger Steuerberater?“ „Das?“ Castiel blickte an seinem Körper herab. „Das ist ein Gefäß.“ Dean war entsetzt. „Du hast einen armen Bastard besetzt?“

Castiel schüttelte den Kopf. „Er ist ein frommer Mann. Er hat hierfür gebetet.“ „Schau, Pal, ich kaufe dir nicht ab, was du hier verkaufst. So, wer bist du?“ Dean wurde langsam ungeduldig. „Ich sagte es dir.“ erwiderte Castiel knapp. Er runzelte die Stirn.

„Richtig. Und warum würde mich ein Engel aus der Hölle retten?“ Dean zweifelte an dem Gehörten. „Gute Dinge passieren, Dean!“ Castiel ging einen Schritt näher auf Dean zu. Dean schüttelte den Kopf. „Nicht nach meiner Erfahrung.“

„Was ist los?“ Castiel machte einen weiteren Schritt auf Dean zu und neigte seinen Kopf. Er stand jetzt dicht bei ihm. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er suchte in Deans Augen nach der Antwort. Er blickte tief in Deans Inneres und ihm kam eine Erkenntnis. „Du denkst nicht, dass du es verdient hast, gerettet zu werden?!“

Dean schluckte. „So, warum hast du es getan?“ Castiel richtete sich auf und straffte seine Schultern. „Weil Gott es befohlen hat. Weil wir Arbeit für dich haben!“ antwortete er stolz. Er spürte Deans heißen Atem in seinem Gesicht und das schneller schlagende Herz.

Dean blickte auf und direkt in Castiels Augen. Zum ersten Mal sah er den anderen Mann bewusst an. Er blickte in ein Paar wunderbar leuchtender stahlblauer Augen. Sie erinnerten ihn an den großen weiten Himmel. Er empfand ein seltsames Kribbeln im Bauch und blinzelte.

Als er die Augen wieder öffnete, war Castiel verschwunden.

Fortsetzung folgt…

Agnes

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